Klimaschutz ist nur eine Sache der ganz großen Politik? – Nix da!
Heidi Neumann von den Burscheider Grünen fragt den Burscheider Bürgermeister Stefan Caplan, was eine kleine Stadt in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, dem grünen Kernthema, aktiv tun kann.
Heidi Neumann: Was kann ein Bürgermeister bei den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit tun?
Stefan Caplan: Zunächst einmal ist es so, dass wir, um entscheidend in diesen Fragen weiter zu kommen, auf allen staatlichen Ebenen arbeiten müssen – zusammen und in die gleiche Richtung. Das ist auch eine Frage der inneren Einstellung. Natürlich gibt es Themen, die liegen in der alleinigen Zuständigkeit von Bund und Land. Daneben gibt es Themen der Kreise (z. B. ÖPNV). Die Aufgabe des Bürgermeisters ist es zum einen, Druck auf den Kreis auszuüben, das Klimakonzept des Kreises stärker mit Leben zu füllen. Das funktioniert nur, wenn man mit allen acht Kommunen gemeinschaftlich vorgeht. Das habe ich gefordert.
Zum anderen gibt es aber eine Reihe von Themen in der Zuständigkeit der Stadt. Dies sind neben der Information der Bürger und Unternehmen, die Information über Fördermöglichkeiten sowie eine Vorbildrolle der Stadt (z. B. Gebäudetechnik, Fotovoltaik etc.).
Heidi Neumann: Was konkret haben Sie in diesen Themen in der Stadt Burscheid schon umgesetzt bzw. angestoßen?
Stefan Caplan: Da ist zunächst das Thema Fahrrad. Mir ist wichtig, dass wir dieses Thema immer weiter nach vorne bringen und die Erfolge, was den Radverkehr angeht, sieht man ja. Wir haben aber auch schon Anträge bei der REGIONALE 2025 Bergisches RheinLand gestellt, die Balkantrasse zu verbreitern und auch die Zuwege zur Trasse zu qualifizieren. Da ist noch Nachholbedarf.
Ich möchte aber auch an der einen oder anderen Stelle Schutzstreifen für Fahrradfahrer haben, auch an größeren Straßen. Meine ersten Antritte gegenüber dem Kreis, mit der Bitte, diese anzuordnen, sind bisher noch nicht erfolgreich gewesen – leider. Da mache ich weiter.
Unser Förderantrag im Rahmen des Klimaschutzes für Fahrradabstellanlagen wurde genehmigt und umgesetzt. Kaum waren diese fertig, gab es weitere Wünsche. Jetzt haben wir den zweiten Förderantrag dazu gestellt.
Ich möchte, dass es da, wo es geht, möglich wird, für Radfahrer auch gegen die Einbahnstraße zu fahren. In der oberen Hauptstraße ist das gelungen. Für die mittlere Hauptstraße werden wir das auch hinbekommen. Allerdings leider nicht überall, das lassen die Straßenbreiten nicht zu.
Wir bekamen auf unseren Antrag hin zwei Mobilstationen gefördert. Die eine in Hilgen ist schon fast fertig, die andere wird in Burscheid in Kürze gebaut. Dies wird helfen, den ÖPNV zu stärken und den Umstieg zu erleichtern.
Wir haben inzwischen zwei E-Autos für Dienstfahrten und drei Ladesäulen am Rathaus. Außerdem werden wir in Kürze zwei Lasten- E-Bikes bekommen, um noch mehr Kfz.-Verkehr in der Stadt zu vermeiden. Weitere Kfz.- Ladestationen entstehen am VitalBad.
Schon seit Jahren setzen wir auf Ökostrom, d. h. wir nutzen ausschließlich Ökostrom sowohl in allen Gebäuden der Stadt wie auch an den Ladesäulen. Die von mir vorgeschlagene Baumpflanz-Aktion ist einstimmig beschlossen worden, Flächen stehen zur Verfügung und die Umsetzung hat bereits begonnen. Außerdem habe ich mich für einen Klimamanager bei der Stadt (halbe Stelle) stark gemacht. Inzwischen beschäftigen wir diese Klimamanagerin.
Schon seit Jahren sind die Dächer unserer Gebäude im Solar-Dachkataster, weitere Fotovoltaik-Anlagen auf mindestens zwei Gebäuden folgen in Kürze.
2019 haben wir angefangen, Versuchsflächen für Wildblumenwiesen anzulegen, um der Artenarmut entgegen zu wirken. Dies sollten wir ausweiten, auch auf die Randstreifen der Straßen.
Außerdem wird es bald ein Car-Sharing-Angebot in unserer Stadt geben. Daneben gibt es eine Reihe von kleinen Maßnahmen, wie die Nutzung der Ecosia-Suchmaschine, Hundekotbeutel aus nachwachsenden Rohstoffen, Beratung der Bürger durch die Verbraucherzentrale und vieles mehr. Wichtig ist, als Person hinter dem Prozess zu stehen, damit auch ein Stückchen Vorbild zu sein und den Prozess voranzutreiben.
Heidi Neumann: Burscheid ist bereits mit dem European Energy Award ausgezeichnet worden. Was hat Burscheid dafür getan?
Stefan Caplan: Das stimmt. Ich habe den Preis seinerzeit direkt von der Wirtschaftsministerin erhalten. Es geht darum, an möglichst vielen Stellen den Energieverbrauch zu senken und dies als nachhaltiges Ziel weiter zu verfolgen. Damit man sich das vorstellen kann, hier zumindest zwei Zahlen: Wir haben gegenüber der Referenzperiode 2004-2006 über 33 % Gas (witterungsbereinigt) und über 15 % Strom dauerhaft eingespart.
Bei all den Themen sollten wir akribisch am Ball bleiben und so das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit, das die Grünen auf die politische Agenda gesetzt haben, weiter nach vorne befördern.